Arbeitsergonomie in der Podologie und Fußpflege
Ergonomie - mehr als nur ein Wort
In Ihrem Arbeitsalltag sorgen Sie mit Hingabe dafür, dass Ihre Kundschaft gesunden Fußes durchs Leben gehen. Damit dies so bleibt, ist es unabdingbar, dass Sie Ihren Arbeitsplatz Ihren körperlichen Bedürfnissen anpassen. Denn ohne Ihr persönliches Wohlbefinden sind die durchschnittlich 45 Minuten langen Behandlungen in Ihrer Podologie-, oder Fußpflegepraxis auf lange Zeit betrachtet nicht ohne gesundheitliche Beschwerden auszuüben. Zum Glück gibt es die Ergonomie: Sie ist die Wissenschaft der optimalen Anpassung zwischen Mensch und Technik in Anbetracht seiner Arbeitsbedingungen.
Diese Anpassung zu vollziehen, ist gar nicht so schwer, wie es sich liest. Egal, wie Ihre Praxisräume und Ihr Budget aussehen: Ergonomische Lösungen gibt es viele. Um die Bedingungen in Ihrem Berufsalltag zu verbessern und Ihre Praxismöbel rückenfreundlich zu gestalten, haben wir im Folgenden die wichtigsten Faktoren und wertvolle Tipps für Sie zusammengestellt.
Warum stellen Podologie und Fußpflege eine besondere ergonomische Herausforderung dar?
Ihr Beruf nimmt einen großen Teil Ihres Alltags ein. Das bedeutet zwangsläufig, dass sich Ihr Körper allen Arbeitsabläufen, die Sie in Ihrer Praxis durchlaufen, beugen muss - Tag um Tag, Monat um Monat, Jahr um Jahr. Als besonders rückenbelastend wird bei der Arbeit am Fuß das lange Sitzen und die vorgebeugte, oftmals verdrehte Haltung zum Arbeitsgerät empfunden. Die viele Zeit, die in diesen Haltungen zusammenkommt, übt einen enormen Einfluss auf Ihre körperliche Gesundheit aus und entscheidet schlussendlich darüber, wie lange Sie fit und frei von Beschwerden bleiben. Den Fokus auf die Gestaltung eines belastungsarmen Arbeitsplatzes zu legen, ist also nichts weiter als eine logische Schlussfolgerung. Denn nichts ist wertvoller als Ihre Gesundheit und die Erhaltung ebendieser.
Wir lassen Sie mit dieser Aufgabe jedoch nicht alleine - denn ergonomisches Arbeiten wird vor allem durch die Produkte ermöglicht, die Sie tagtäglich nutzen. Sei es der Stuhl, auf dem Sie sitzen oder das Instrument, nach dem Sie greifen: Wir bei RUCK tun unser Bestes, um Sie und Ihren Körper zu unterstützen.
Möbel korrekt platzieren - worauf kommt es an?
Um Verspannungen zu vermeiden und den Rücken zu entlasten, spielen neben höhenverstellbaren Arbeitsstühlen und Behandlungsliegen aus ergonomischer Sicht auch die Greifräume zum mobilen Arbeitsschrank mit seinen Ordnungssystemen, die Anbringung des Instrumententabletts und der Lupenleuchte eine wichtige Rolle.
Der Grundsatz, den Hellmut Ruck allen Teilnehmer:innen in jedem seiner Workshops ans Herz legt, lautet wie folgt: „Nicht der Behandler kommt zum Fuß, sondern der Fuß zum Behandler.“ Damit dies gelingt, bedarf es einer Behandlungsliege, die als zentrale Arbeitseinheit ihrer Bedeutung nachfolgt und eine hohe Flexibilität bietet. Heben, senken, drehen und neigen - für das ergonomische Arbeiten sind alle
Positionswechsel und die individuelle Anpassung der Fußstützen von großer Bedeutung. Sie können so Ihren Arbeitsbereich, also den Fuß, in die für sich beste Position bringen. Nicht nur die Liege sollte in Bewegung bleiben, auch Sie sollten Ihre Behandlungsposition ab und zu verlassen und verändern. Unsere Behandlungsliegen bieten sich durch ihre Funktion der Höhenverstellung alle auch für die Behandlung im Stehen an. Plantararbeiten auf Augenhöhe bieten nicht nur den Effekt zielgenauer Arbeit, sondern bringen gleichzeitig eine spürbare Entspannung für Rücken und Beine. Durch die Steuerung über den Fußschalter lassen sich die Liegepositionen kontinuierlich verändern und an die jeweilige Arbeitssituation anpassen.
Die drei ergonomischen Greifräume
Gemäß der „Kleinen Ergonomischen Datensammlung“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin lässt sich jeder Arbeitsplatz durch die Beachtung von Standardmaßen für Beleuchtung, Raumklima und Bewegungsbereichen optimal einrichten. Daraus ergeben sich auch die drei ergonomischen Greifräume, die den Raum kennzeichnen, innerhalb welchem Sie alle Arbeitsbereiche und -materialien problemlos und ohne Verdrehen Ihres Körpers erreichen können. Ein beweglicher Schrank auf leicht laufenden Rollen hat hier entscheidende zusätzliche Vorteile: Er bietet Ablageflächen für Instrumente, ein integriertes Fußpflegegerät, eine schwenkbare Lupenleuchte und ausreichend Stauraum für Verbrauchsmaterial. Darüber hinaus lässt er sich durch seine Beweglichkeit immer in der optimalen Position platzieren und kann während der Behandlung „nachgezogen“ werden.
Erster Greifraum:
Der direkte Zugriff
Der erste Greifraum beschreibt den Bereich, der direkt vor Ihnen liegt, etwa in Höhe des Bauchnabels. Im Optimalfall ist die Sitzposition aufrecht und ermöglicht ein körpernahes Arbeiten mit entspannten Schultern.
Zweiter Greifraum:
Das erweiterte Arbeitszentrum
Alle Instrumente oder Arbeitsmaterialien, die häufig verwendet werden, sind am besten im Bereich des zweiten Greifraumes zu erreichen. Hier sollten Sie alle Gegenstände mit angewinkeltem Unterarm gut erreichen können.
Dritter Greifraum:
Die Einhandzone
Der dritte Greifraum ist für Sie mit ausgestrecktem Arm erreichbar und kann einhändig gegriffen und bedient werden. Typischerweise werden hier Pflegeprodukte oder Artikel platziert, welche nur selten benötigt werden.
Montage mit Köpfchen: Wie und wo Sie Zubehör ergonomisch anbringen
Bei der rückenfreundlichen Ausrichtung Ihrer Praxismöbel ist nicht Schluss, im Gegenteil: Gerade die Kleinigkeiten entscheiden am Ende, ob Sie wirklich ergonomisch korrekt arbeiten können. Ihre vielen Helfer im Behandlungsalltag wollen deshalb mit Sinn und Verstand um Sie herum platziert werden. So müssen Sie sich nicht verdrehen, um alles zu erreichen und vermeiden Verspannungen. Um Lupenleuchten, Ihr Fußpflegegerät und Ihr Instrumententablett nach ergonomischen Gesichtspunkten perfekt an Ihrem Arbeitsschrank anzubringen, haben wir die drei Greifräume vorab berücksichtigt und möchten Ihnen nachstehend Hilfestellungen und Tipps geben. Bitte beachten Sie, dass Sie die Empfehlungen umgekehrt interpretieren, wenn Sie Linkshänder sind.
Die Lupenleuchte
Um eine optimale Beleuchtung Ihres Arbeitsbereiches zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die Lupenleuchte diagonal zu Ihrem Fußpflegegerät anzubauen. Als Rechtshänder heißt das konkret, die Leuchte hinten auf der linken Seite Ihres Arbeitsschrankes zu montieren, um sie von oben greifend zum Arbeitsbereich ziehen zu können. Befestigen Sie die Leuchte auf der rechten Seite, muss sie über die gesamte Arbeitsfläche des Schrankes reichen, was Sie zu viel von der Reichweite der Lampe kosten würde. Ein weiterer Vorteil der empfohlenen Platzierung besteht darin, dass die Lampe optisch aus dem Raum heraus zu kommen scheint, was zu einer harmonischeren Beleuchtung und somit zu einem angenehmen Raumklima beiträgt. Bei der Befestigung hinten rechts würde sie den Behandlungsraum unvorteilhaft durchqueren. Um Ihren persönlichen Wirkraum, je nachdem, in welcher Behandlungssituation Sie sich befinden, so flexibel wie möglich zu gestalten, steht der Leuchtenkopf Ihrer Lupenleuchte für die Neupositionierung vom ersten bis zum dritten Greifraum bereit.
Das Instrumententablett
Um innerhalb dieses Greifraumes alle Anbringungsoptionen zu nutzen und die Möglichkeiten der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung voll auszuschöpfen, achten Sie darauf, alles auf sich als Rechts- oder Linkshänder auszurichten. Platzieren Sie zum Beispiel die Lupenleuchte links, damit sich das Instrumententablett rechts vorne und somit möglichst nahe an Ihrem Körper befindet.
Das Fußpflegegerät
Das Fußpflegegerät auf der rechten Seite des Arbeitsschrankes zu installieren ist deshalb sinnvoll, da die häufige Bedienung durch die Nähe zu Ihnen erleichtert wird und Sie die Längen des Absaugschlauchs optimal nutzen können. Der hier genutzte, zweite Greifraum ermöglicht Ihnen, das Fußpflegegerät gut erreichen zu können. Es empfiehlt sich außerdem, die Handstückablage und den Abwurfbehälter rechts zu montieren, um die Nähe zu Ihnen und zum Fußpflegegerät zu gewährleisten.
DIE perfekte Arbeitsposition gibt es nicht. Merken Sie sich: Die beste Position ist immer die nächste! Was unser Körper braucht, ist Abwechslung.
Beim Sitzen in Bewegung bleiben
Die optimale Arbeitshaltung kann durch ergonomisch sinnvoll konfigurierte Praxismöbel positiv beeinflusst werden und trägt viel zum Erhalt der physischen Gesundheit bei. Die optimale Behandlungsposition gibt es jedoch nicht, denn die beste ist immer die nächste. Durch eine starre Sitzhaltung wird die Wirbelsäule permanent belastet. Dabei vermindert sich die Durchblutung der Bandscheiben und die Rückenmuskulatur muss Schwerstarbeit leisten. Dies führt schnell zu Überlastungen, die Kopf- und Rückenschmerzen, Verspannungen und einen Abfall der Leistungsfähigkeiten nach sich ziehen können. Als Folgeschaden kommt es häufig zum schmerzhaften Bandscheibenvorfall.
Vermeiden Sie also starre und zu oft wiederholende Sitzhaltungen und bewegen Sie sich stattdessen abwechselnd in alle Richtungen. Durch die Körperdynamik werden Ihre Muskeln aktiviert, die Blutzirkulation angeregt und der Stoffwechsel gesteigert. Mehr Bewegung lässt sich ganz einfach in Ihren Arbeitsalltag integrieren: Nehmen Sie sich beispielsweise vor, eine Behandlung am Tag im Stehen durchzuführen. Sobald Sie merken, wie gut Ihnen die Abwechslung tut, geht das dynamische Arbeiten ganz von alleine - versprochen!
Instrumentenwahl: Warum gesundes Arbeiten in Ihrer Hand liegt
Bis zu zehn Stunden täglich, rund 1.800 Stunden im Jahr, arbeiten Sie an den Füßen Ihrer Patientinnen und Patienten. Die wichtigsten „Instrumente“ sind dabei Ihre Hände. Die
konzentrierte Arbeit am Fuß erfordert viel Kraft und Ausdauer, welche auch die Muskulatur von Armen, Schultern und Nacken beansprucht. Gebückte Haltung und anstrengende Handarbeit
fordern ihren Tribut: Verspannungen, Hand-, Arm- und Rückenschmerzen sind häufig. Langfristig drohen bleibende Schäden wie das gefürchtete Karpaltunnelsyndrom. Doch durch ein
bewusstes und ergonomisches Arbeiten mit den Händen lässt sich dem entgegenwirken.
Unsere Hände sind ein anatomisches Meisterwerk. Kraftvoll zupacken oder feinstes Garn einfädeln – alles ist ihnen möglich. Die Hand besteht aus 27 Einzelknochen, über 30 Muskeln und
Sehnen, Nerven und Blutgefäßen. Durch ihre filigrane Bauweise mit dünnen Knochen und wenig schützendem Muskel- und Fettgewebe sind die Hände leicht verletzlich. Die tagtägliche,
hohe Beanspruchung führt häufig zu verschleißbedingten Beschwerden. Kein Wunder, denn im Laufe unseres Lebens werden die Finger rund 25 Millionen Mal gebeugt und gestreckt.